DerAdler – Ein original kümmeldeutscher Kartoffeltürke
Ok, es wird jetzt wieder ernst für mich hier auf DerAdler.de und ihr werdet zukünftig wieder öfter von mir lesen. Nach 2021 ist dies nun erst mein zweiter Beitrag hier. Bevor ich mich in anderen Beiträgen näher erkläre, wollte ich am heutigen Totensonntag diesen für mich besonderen Moment meinen leider viel zu früh verstorbenen Eltern widmen. Zwei wunderbare Menschen, mit denen das Schicksal es leider nicht gut meinte.

Ich bin stolz, ein kümmeldeutscher Kartoffeltürke zu sein!
Als Sohn einer deutschen Mutter und eines türkischen Gastarbeiters habe ich meine ganz eigenen Geschichten erlebt. Das war niemals wirklich leicht, damit richtig gut klarzukommen. Für die Türken war ich immer der Deutsche und für die Deutschen immer der Türke. Was ich aber wirklich sein wollte und will, danach hat mich niemand gefragt. Das war schon im Kindergarten so, in der Schule und auch auf der Straße. Und irgendwie ist das sogar heute noch teilweise so. Warum eigentlich ist das so?
Ich habe eine deutsche Mutter, ich bin in Deutschland geboren und ich habe, ebensowenig wie mein Vater das auch nicht vorhatte, keine Ambitionen, Deutschland zu verlassen. Ist es da nicht einfach nur logisch, dass ich das Recht habe zu behaupten, dass ich ein Deutscher bin? Aber nicht nur die Frage, ob ich Deutscher bin oder Türke. Auch das Thema Religion war in meinem Leben ein ständiger Begleiter, in der Schule bzw. in meiner Jugend ganz besonders. Ich bin zweigleisig aufgewachsen, christlich und muslimisch. Das war eine harte Nuss, aber meine Eltern haben das sehr gut hinbekommen. Letzten Endes stand bei uns immer das universale Menschliche im Vordergrund, weniger die Religion selbst.
Mein Vater war integrierter, als mancher Schon-immer-Deutsche es jemals sein könnte. Er war zwar eng mit seiner Heimat verbunden, aber „seinem“ Deutschland gegenüber loyal wie nur irgendwas. Auf jeden Fall gab es bei uns von Tag 1 unseres Lebens an Weihnachten, und das war gut so und schön. 😉 Sogar mit Gedichte aufsagen, Singen und Glöckchen klingeln. Das volle Programm, und mein Vater war immer mit Herz und Seele dabei. Und Wahnsinn, wir hatten sogar jede Menge Haustiere inklusive Hund, mitgebracht aus dem Türkei-Urlaub, alles typisch deutsch eben.
Mein Themenspektrum ist breit gefächert. Religion, Integration und Rassismus z. B. sind Themen, die mir quasi in die Wiege gelegt wurden. Immerhin habe ich nun über 58 Jahre Erfahrung in den eben genannten Themen. Da habe ich, glaube ich, auch ein gewisses Mitspracherecht 🙂 Ich werde da sicher noch das ein oder andere Mal sehr gerne darauf zurückkommen. Mir liegt da einiges sozusagen auf der Zunge.
Es gibt bei mir aber noch andere Themen, über die ich gerne berichten werde. Deshalb nun zurück zu meinen Eltern bzw. einem ganz besonderen Moment in meinem Leben.
Ich erinnere mich noch genau an diesen Moment, in dem meine liebe Mutter es mir ermöglichte, mir einen Commodore Amiga auf Pump zu kaufen. Ich hatte damals zwar schon eigenes Geld verdient, aber ich war noch nicht kreditwürdig 🙂 So viel Geld für etwas, was von sich aus nichts Sinnvolles macht, das war für meine Mutter nicht greifbar. Da ich (wir) aber schon einen C64 besessen hatte(n) und ihr einiges an Argumenten sowie Anschauungsmaterial zeigen konnte, hat sie mir letztendlich vertraut und mir den Rechner finanziert. Das war für sie eine absolute Heldentat, denn sie musste diese Finanzierung auch meinem Vater klarmachen. Das hatte sie nicht mir überlassen. Diese Entscheidung meiner Mutter hat uns bis ans Ende zu dicken Freunden gemacht. Wir waren vorher schon klar miteinander, aber dass da alles reibungslos lief, auf Vertrauensbasis, das war schon bindend.
Der Moment, als der Kredit dann genehmigt wurde und ich mir das Teil endlich im Kaufhaus kaufen konnte – Wahnsinn! Das hat sich eingebrannt. Das ist so ein Moment, an den ich immer wieder denken musste, wenn ich einen Tiefpunkt hatte und an einem Projekt nicht weiterkam. Das hat mich immer wieder – und macht es immer noch – extrem motiviert. Auch jetzt, hier und in diesem Beitrag. Vielen Dank Mama, du warst und bist immer noch die Beste!
Während ich mich mit dem C64 noch hauptsächlich mit den technischen Hardware-Aspekten der Computerei beschäftigt hatte (Datasette, Akustikkoppler z. B.), hatte ich mich beim Amiga voll auf die Programmiersprache AmigaBASIC konzentriert und mir damit den Einstieg in die Welt der Programmierung ermöglicht. Darauf konnte ich vieles aufbauen, und es folgten dann andere Programmiersprachen.
Das war und ist meine Welt, und das war alles nur möglich, weil meine liebe Mutter an mich geglaubt hatte.
Jedes Mal, wenn ich im Internet etwas Besonderes mache – und davon gab es derlei viel –, wenn ich etwas beginne, neu aufnehme oder was auch immer, dann muss ich immer an diesen besonderen Moment denken. Wenn meine Mutter mir damals nicht vertraut hätte, wäre für mich vieles nicht möglich gewesen.
Am C64 zu lernen war so gut wie unmöglich, da dieser von der Familie hauptsächlich zum Spielen verwendet wurde. Und wer einmal mit Datasette gearbeitet hat, der weiß, dass da keine Zeit für andere Dinge mehr blieb. Und wehe, da kam dir auch nur die kleinste Kleinigkeit dazwischen und du fingst von neuem an zu laden. Lol, was wir heutzutage für einen Luxus haben – Wahnsinn, wenn ich darüber nachdenke!
Da hätte ich dann also noch einige Themen in Richtung Gesundheit, Programmierung, Internet allgemein, Minecraft und andere Gameserver, Künstliche Intelligenz und allgemeine Computerthemen. Da ist sicher das ein oder andere Interessante dabei. Ich hau raus, wie ich gerade drauf bin. Vielleicht auch mal was ganz Verrücktes, so als absoluter Nerd kommt man schon mal mit Crazy Sachen in Berührung.
Ok, zurück zu meinen Eltern, Back to the Roots quasi.
Also meinen Eltern habe ich viel zu verdanken. Ich habe eine 1A-Erziehung genossen und mein Vater war uns Kindern ein gutes Vorbild. Er war sehr fleißig und in seinem gesamten Berufsleben nur wenige Male krank gewesen. Ich kann mich nur an zwei Operationen und den damit verbundenen Krankenhausaufenthalten erinnern und maximal einmal – wenn überhaupt – an die Grippe. Die restliche Zeit seines Lebens war mein Vater auf der Arbeit. Immer pünktlich, extrem hilfsbereit, mega fleißig und zuverlässig wie ein Uhrwerk. Alles Tugenden, die ich 1:1 übernommen habe.
Mein Vater wurde damals als Facharbeiter (Buchdrucker, später Endlosdruck) von der Regierung angeworben. Wie das genau lief, das weiß ich leider nicht. Aber als er hier in Deutschland ankam, da hat er von Tag 1 an und ab da bis zu seiner Rente ohne Unterbrechung gearbeitet.
Vielen Dank, Papa! Du warst Deutschlands Top-Nr.1-Gastarbeiter und ich bin Zeuge! [Und das ist jetzt ein Moment, wo mir nach langer Zeit wieder mal Tränen übers Gesicht laufen] Das kann man aber auch nicht anders sagen; zumindest wäre mein Vater aber ein Top-Anwärter für diese Auszeichnung gewesen. Bevor er nach Deutschland kam, hatte er erst mal drei Monate lang die deutsche Sprache gelernt. Mein Vater konnte besser Deutsch schreiben, sprechen und lesen als manch heutiger in Deutschland aufgewachsener Teenager.
Meine Mama war eine sehr gute Köchin und Mutter. Sie war quasi der Chef zu Hause 🙂 Wir waren vier Kinder. Ich schätze und ehre die Leistungen meiner Eltern, insbesondere meiner Mutter, sehr. Was die beiden gestemmt haben – Wahnsinn! Aber leider, leider ist meine Mutter bereits mit 56 Jahren viel zu früh gestorben und mein Vater wenige Jahre später ihr gefolgt. Einer meiner Brüder und ich haben ihn dann muslimisch hier in „seinem“ Deutschland beerdigt, das war einer seiner wenigen Wünsche. Er wollte dort beerdigt werden, wo er seine Heimat sah, und das war für ihn Deutschland. Es war mir eine ganz besondere Ehre. Und ich bin wahnsinnig stolz auf mich und im Reinen mit mir, weil ich ihm diesen einen Wunsch erfüllen konnte. Die meisten anderen Wünsche blieben ihm leider verwehrt.
Aber meine Eltern haben mir Werte vermittelt, mir Menschlichkeit und Nächstenliebe beigebracht. Sie haben mich beschützt und behütet. Das ehrt sie und macht mich stolz auf sie. Was mich aber traurig macht, ist, dass das, was meine Eltern mir beigebracht haben, worauf sie Wert gelegt und was sie verteidigt haben, heute alles keine Bedeutung mehr haben soll? Da mache ich nicht mit – und deshalb bin ich jetzt auch wieder hier, auf DerAdler.de. Ich werde das, was meine Eltern mir vermittelt haben, verteidigen, weil es gut ist, gut für uns alle.
Ich möchte gerne dazu beitragen, dass wir wieder alle besser miteinander umgehen. Dass wir wieder miteinander reden und uns versöhnen. Dass das nicht leicht ist und gerne boykottiert wird, das weiß ich. Aber was ist im Leben schon einfach? 😉 Lasst uns klein anfangen und daraus und darauf wachsen.
Liebe Mutti, lieber Vater, ich liebe euch immer noch. Genau so wie ich euch zu Lebzeiten geliebt habe! Ihr seid niemals vergessen und ich bin euch auf ewig dankbar für die schöne Zeit mit euch. Dieser Beitrag ist für euch!
In diesem Sinne, liebe Leserinnen und Leser: Ihr werdet bald wieder von mir lesen.
Herzliche Grüße
DerAdler aka „Original kümmeldeutscher Kartoffeltürke“
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